Ein unvorhersehbares Ereignis
NAGEL KIMCHE VERLAG, 2025
… Diese Katastrophe hallt bis heute nach, und das erlebt man auch im Mattmark-Roman von Urs Hardegger. Durch die Augen seiner Figuren bekommt man eine historische Schweiz zu sehen – und die heutige.
NZZ Geschichte, Nr. 60, September 2025
L'ingiustizia di Mattmark
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Più forti della natura
Sulla tragedia di Mattmark è uscito di recente un romanzo "Ein unvorhersehbares Ereignis" (Un evento imprevedibile, ndr.), firmato dallo scrittore Urs Hardegger. "Il mio obiettivo non era raccontare soltanto i fatti nudi e crudi, ma inserirli in un contesto più ampio, descrivendo l'atmosfera di quegli anni attraverso gli occhi delle persone che lavorarono alla costruzione della diga, provenienti da realtà culturali e sociali diverse", spiega Hardegger.
Luca Beti, Radio Svizzera Italiana RSI, swissinfo.ch, 26. August 2025
Elisabeth Joris und Urs Hardegger haben zwei unterschiedliche Bücher über die Mattmark-Katastrophe von 1965 verfasst
…
Auch der Autor Urs Hardegger hat eine weitreichende Recherche-Arbeit geleistet. Auch er hat Einblick erhalten in die vielen Akten zur Mattmark-Katastrophe. Urs Hardegger rückt in seinem Roman jedoch vor allem die Schuldfrage ins Zentrum. Dabei nimmt er kein Blatt vor den Mund. Seit 60 Jahren sei niemand bereit, die Verantwortung für die Katastrophe von damals zu übernehmen. Bei den Angehörigen der 88 Menschen, die ums Leben gekommen waren, seien aber Wunden zurückgeblieben, die nie verheilt seien. Urs Hardegger unternimmt in seinem Buch auch den Versuch, die Katastrophe in die damalige Zeit einzuordnen, die geprägt war von einem überschwänglichen Fortschritt-Optimismus. Damals habe eine veritable «Anything goes-Stimmung» die Menschen zu risikoreichen Projekten verleitet. In einem zweiten Erzählstrang vergleicht Urs Hardegger in seinem Roman «Ein unvorhersehbares Ereignis» die Ereignisse von damals mit heutigen Vorfällen.
Jürg Schnidrig, Radio Rottu Oberwallis RRO, 24. August 2025
Einzigartiges Unglück
Am 30. August jährt sich der Abbruch am Allalingletscher zum sechzigsten Mail. Zwei Millionen Kubikmeter Eis und Geröll begraben 1965 das Barackendorf einer Staudammbaustelle. Achtundachtzig Arbeiter kommen ums Leben. Der Schweizer Schriftsteller Urs Hardegger, 68 hat den Stoff aufgegriffen und erzählt ihn aus der Perspektive des Ingenieurs Hans-Rudolf Hilfinger, der sich die Schuldfrage stellt. War das Barackendorf gefährdet, hättet wir die Arbeiter evakuieren müssen? Hilfinger schreibt die Geschichte auf, veröffentlicht das Manuskript aber nie. Der Prozess nach dem Unglück endete mit Freisprüchen für alle siebzehn Angeklagten. Auch wenn die Geschichte an die diesjährige Katastrophe von Blatten VS erinnert, so hat der Gedanke des russischen Autors Lew Tolstoi (1828-1910) doch seine Richtigkeit. Im Glück gleichen sich alle Menschen, unglücklich sind sie auf je eigene Weise.
Daniel Arnet, Illustrierte «Schweizer Landliebe» 6/2025
Onlinerezensionen:
Grossartig - bewegend - spannend - toll geschrieben
Ich habe soeben in nur zwei Tagen dein neues Buch über die Mattmark-Katastrophe gelesen. Es hat mich gepackt, fasziniert und begeistert (und natürlich auch bedrückt). Ich möchte Dir dafür ein ganz grosses Lob übermitteln.
Wie du das Ereignis mit den Lebensschicksalen von Hilfinger und Steiger verwebst, wie du den ganzen Zeitgeist und die damalige (fast schon blinde) Technikgläubigkeit aufleben lässt, deine Schlaglichter über das Saastal hinaus in die damalige Schweiz und bis nach Paris, das ist einfach grossartig.
Dann gefällt mir auch deine geradlinige, schnörkellose aber sehr elegante Sprache, deren guter Rhythmus, dazu die Verwebung der örtlichen / zeitlichen Ebenen (ohne dass man Gefahr läuft, den Überblick zu verlieren), der Spannungsaufbau und die Verdichtung gegen das Ende hin - super!
Ich werde das Buch zu Weihnachten sicher an 2-3 FreundInnen verschenken :-).
Ich mache eine Rezension auf Buch.ch und Amazon.de. (wenn es noch eine andere Plattform sein soll, teile es mir mit)
J.M. Geologe auf Amazon.de
Die psychologische Sicht auf eine Katastrophe…
Als ich den Klappentext las, erwartete ich einen spannenden Katastrophenroman: einen Fokus auf den Gletscherabrutsch, das Unglück selbst, die Suche nach Vermissten. Schon bald merkte ich, dass der Roman in eine ganz andere Richtung geht. Tatsächlich dreht sich die Geschichte weniger um äußere Dramatik als vielmehr um den psychologischen Zustand des Ingenieurs Hans-Rudolf Hilfinger, der das Trauma verarbeitet, indem er seine Erlebnisse in einem Manuskript niederschreibt, das er an einen Verlag sendet. Dort trifft es auf Florian Steiger, den Verlagsleiter, verschwindet in der Schublade und tritt erst Jahre später bei dessen beruflicher Krise wieder ins Licht.
So stehen diese beiden Männer im Mittelpunkt: Hilfinger mit seiner Vergangenheit am Gletscher, geplagt von Schuldgefühlen, und Steiger, der mit seiner ganz eigenen Geschichte zu kämpfen hat. Immer abwechselnd aus ihren jeweiligen Perspektiven schildert Hardegger ihr Leben. Dabei verwebt er zwei Erzählstränge, eigentlich zwei Geschichten in der Geschichte, so geschickt miteinander, dass daraus eine besondere Tiefe und Komplexität entsteht.
Die Sprache empfand ich als wunderbar klar und ansprechend. Besonders auffällig war der Wechsel zwischen Ich- und Er-Erzählung: Wenn Hilfinger in seinem Manuskript direkt an seinen Freund Mario schreibt, wirkt das fast wie ein Brief: unmittelbar und persönlich. Gleichzeitig konnte ich immer klar unterscheiden, ob ich mich gerade in Steigers Welt oder in Hilfingers Erinnerungen befinde.
Dass es nicht die spannendste Katastrophenschilderung ist, empfand ich dabei gar nicht als Nachteil. Vielmehr entsteht so eine besondere Dichte. Die Atmosphäre der 1960er Jahre im Wallis wird greifbar. Hardegger vermittelt sehr treffend diese Wachstumseuphorie der Zeit, in der Fortschritt über alles zu stehen schien und stellt sie den persönlichen Schicksalen gegenüber.
Silke, Germanistin/Historikerin, @Buchgespür Odenwald, 19. August 2025
Packend und erschütternd
Dem Roman des Züricher Autors U. Hardegger liegt ein wahres Geschehnis zugrunde, nämlich die größte Katastrophe der Schweizer Baugeschichte in Mattmark. Am 30. August 1965 löste sich ein gewaltiger Gletscher im Walliser Saastal und begrub das Barackendorf einer Staudammbaustelle unter sich. 88 Menschen starben, die meisten waren italienische Gastarbeiter. Trotz mannigfaltiger Warnungen wurde der Staudammbau aus wirtschaftlichen Gründen ohne Rücksicht auf Mensch und Natur durchgezogen. Verantwortliche wiesen jede Schuld von sich, ein späterer Gerichtsprozess verlief im Sande. Hardegger transportiert die Geschichte mittels der Romanfigur des Verlegers Steiger, der durch ein Manuskript des am Bau beteiligten Ingenieurs Hilfinger auf diesen Skandal aufmerksam wird und ihm nachgeht. Geschickt verschränkt der Autor Romanfiguren und wahre historische Begebenheiten; packend und erschütternd liest sich der Roman wie eine Anklage gegen Wachstumseuphorie und Ausbeutung von Mensch und Natur.
Tamara Böhm, Buchempfehlung im Mitteilungsblatt der Bücherei Plankstadt (Baden-Württemberg, Ausgabe 30/2025. www.nussbaum.de
Ein starkes Spiegelbild auch unserer heutigen Zeit.
„Ein unvorhersehbares Ereignis“ von Urs Hardegger nimmt uns mit in den August 1965, als zwei Millionen Kubikmeter Eis und Geröll vom Allalingletscher ins Tal donnern und 88 Menschen in einem Staudamm-Baustellenlager im Wallis begraben – ein Kapitel Schweizer Baugeschichte, das bis heute erschüttert.
Hardegger erzählt aus der Perspektive des Ingenieurs Hans Rudolf Hilfinger, verwebt Freundschaft, Liebe und die Schuldfrage inmitten der 1960er Wachstumseuphorie – ein starkes Spiegelbild auch unserer heutigen Zeit.
Karin Franzetti Ottiger, Buchempfehlung der Pestalozzibibliothek Zürich, 13. Juli 2025
Gewinn vor Leben
Während ein ehemaliger Verleger in einem Pariser Museum ein Gemälde betrachtet, ahnt man als Leser noch nicht, dass man ein Buch in der Hand hält, das mit zwei unterschiedlichen spannenden' Lebensläufen' aufwartet. Der erste Strang erzählt vom Scheitern und wieder Aufstehen eines Verlegers, der zweite Strang erzählt die Geschichte eines vergessenen Manuskriptes über die Katastrophe von Mattmark in den Schweizer, die es tatsächlich gegeben hat, die ein Ingenieur als Trauma-Bewältigung aufgeschrieben hatte. Während die Geschichte über den Verleger, für mich, manchmal ein wenig behäbig daherkommt, entwickelte sich die Mattmark-Katastrophe zunehmend zu einem Thriller. Man weiß, aufgrund des Klappentextes, auf was das Buch zusteuert, wird aber dennoch von den Ereignissen, wie von einem Gletschersturz, förmlich mitgerissen. Manchmal hätte ich mir vielleicht eine bessere Abgrenzung der beiden Erzählstränge gewünscht. Habe mich gefragt, ob es den Einschub über das Massaker an den Algerier in Paris in den 1960er, für den Spannungsaufbau in diesen Roman gebraucht hätte? Aber das ist eine ganz persönliche Ansicht, die das Lesevergnügen dieses außergewöhnlichen Romans nicht schmälert. Ich ertappte mich beim Gedanken, dass man sich zwar heutzutage vielleicht mehr Gedanken um die Natur macht, aber es solche Katastrophen immer noch geben kann und wird, solange Gewinnstreben über allem steht. Nicht nur ein spannendes, sondern sicher ein polarisierendes Buch. Ich bin schon gespannt, welches Thema das nächste Buch von Urs Hardegger haben wird.
Frankenfrosch, @vorablesen.de, 21. Mai 2025
Ein Roman, der Spuren hinterlässt
In seinem Roman “Ein unvorhersehbares Ereignis” erzählt Urs Hardegger von einer grossen Katastrophe in der Schweizer Baugeschichte.
Der Autor wählt zwei Erzählstränge, die sich gegenseitig ergänzen. Der Lektor Steiger liest ein Manuskript des Ingenieurs Hilfinger, der 1965 beteiligt war, als ein herabrutschender Gletscher ein Bergdorf unter sich begrub. 88 Menschen kamen dabei ums Leben. Dieses Ereignis lässt Hilfinger sein Leben lang nicht mehr los.
Man erfährt viel über das Leben Mitte der sechziger Jahre in den Bergen. Neben seinem Beruf ist Hilfinger auch die Beziehung zu Seraina wichtig. Leider ist diese Beziehung schwierig und hilft ihm nicht, seine Krise zu überwinden.
Urs Hardegger beschreibt detailliert die dramatischen Ereignisse und ihre Folgen für die Figuren. Die Hauptcharaktere sind glaubwürdig dargestellt, insbesondere Hilfinger, dessen Lebenslauf mit seinen Schuldgefühlen eindrucksvoll geschildert wird.
Dank dieses Romans konnte ich etwas über die Schweizer Geschichte lernen, das mir bisher unbekannt war. Der Roman hat mich berührt und zum Nachdenken angeregt.
Esther Niffenegger, Buchrezensentin, @estherniffenegger, 20. Mai 2025
Buchbesprechung 15/2025
Basierend auf Gerichtsakten, Zeitungsberichte, Gespräche etc. erzählt der Roman über die grösste Katastrophe der Schweizer Baugeschichte.
Beim Bau des Staudamms Mattmark (1960-1967) bricht am 30. August 1965 die Zunge des Allalingletschers ab und begräbt 88 Bauarbeiter unter sich …
Spannend, interessant, eindrücklich und tragisch.
Ein Stück Walliser Geschichte, lesenswert!
Isabelle Imboden, @imbodenisabelle, Mai 2025
Ein glaubhaftes Zeitporträt
In seinem Roman zeichnet Urs Hardegger entlang seiner Figuren ein lebendiges Bild der Wachstumseuphorie der 1960er Jahre und deren Auswirkungen auf Mensch und Natur. Themen, die bis heute nachwirken und noch immer hochaktuell sind.
Mein Eindruck:
Ein Roman, der mich gepackt hat, weil er intensiv ein Leben zeigt, das durch ein bestimmtes Ereignis aus dem Gleichgewicht gebracht wird.
Der Ingenieur Hilfinger war in der Schweiz 1965 dabei, als ein Unglück viele Todesopfer forderte. Ein Gletscher hat ein Bergdorf unter sich begraben.
Inwieweit die Leute der Firma mit verantwortlich waren, die dort arbeiteten, ist eine gerichtliche Entscheidung. Für Hilfinger ist es aber auch eine persönliche.
Der Text wird durch eine zeitlich aktuelle Ebene unterstützt. Das unterstützt den Plot gut.
Das Buch hat viel Atmosphäre. Der Autor schafft ein glaubhaftes Zeitporträt. Ich kann mir gut vorstellen, mehr von diesem interessanten Schriftsteller zu lesen.
Herr Palomar auf Büchereule.de, 26.5.2025
Die Last der Vergangenheit in den Schweizer Alpen
In seinem Roman “Ein unvorhersehbares Ereignis” erzählt Urs Hardegger von einer grossen Katastrophe in der Schweizer Baugeschichte. Der Autor wählt zwei Erzählstränge, die sich gegenseitig ergänzen. Der Lektor Steiger liest ein Manuskript des Ingenieurs Hilfinger, der 1965 beteiligt war, als ein herabrutschender Gletscher ein Bergdorf unter sich begrub. 88 Menschen kamen dabei ums Leben. Dieses Ereignis lässt Hilfinger sein Leben lang nicht mehr los. Man erfährt viel über das Leben Mitte der sechziger Jahre in den Bergen. Neben seinem Beruf ist Hilfinger auch die Beziehung zu Seraina wichtig. Leider ist diese Beziehung schwierig und hilft ihm nicht, seine Krise zu überwinden. Urs Hardegger beschreibt detailliert die dramatischen Ereignisse und ihre Folgen für die Figuren. Die Hauptcharaktere sind glaubwürdig dargestellt, insbesondere Hilfinger, dessen Lebenslauf mit seinen Schuldgefühlen eindrucksvoll geschildert wird. Dank dieses Romans konnte ich etwas über die Schweizer Geschichte lernen, das mir bisher unbekannt war. Der Roman hat mich berührt und zum Nachdenken angeregt.
Esther N., Kommentar in Leserunde, 18. Mai 2025
Wenn Natur zur Katastrophe wird – und Literatur zur Debatte anregt.
Ein ruhiger, eindrücklicher Roman, der das Drama von Mattmark 1965 literarisch verdichtet und mit fiktiven Figuren menschlich greifbar macht. Besonders stark sind die Schilderungen der Katastrophe selbst – intensiv, beklemmend und emotional nah. Hardegger stellt wichtige Fragen zum Umgang mit Naturgefahren, zu Verantwortung, Technikglauben und gesellschaftlichen Spannungen. Einige politische Kommentare – etwa zur Rolle der Wirtschaft oder der „anwaltlose Gletscher“ – wirkten auf mich zu pointiert und lenkten vom eigentlichen Geschehen ab. Dennoch: ein vielschichtiges Buch, das zum Nachdenken und zum Austausch anregt – gerade in einer Leserunde sehr bereichernd.
Jürg Stocker, @vorablesen.de ,16. Mai 2025
Buch mit Niveau
Ein unvorhersehbares Ereignis des Schweizer Schriftstellers Urs Hardegger ist ein Buch mit Niveau. Geschickt wählt der Autor zwei Erzählstränge, wobei sich der eine auf den anderen bezieht. Der Lektor Steiger liest ein Manuskript des Ingenieurs Hilfinger, der 1965 beteiligt war, als ein herabrutschender Gletscher ein Bergdorf unter sich begrub. 88 Tote, darunter auch sein guter Freund Mario. Hilfinger ist nicht direkt verantwortlich, dennoch lässt ihn dieses Ereignis sein Leben lang nicht los. Bevor das Unglück geschieht erfährt man einiges vom Leben Mitte der sechziger Jahre in den Bergen. Neben seinem Job ist Hilfinger auch die Beziehung zu Seraina. Das ist intensiv, aber auch schwierig. Immer wieder auch sind Sätze im Dialekt eingestreut, deren Bedeutung am Ende in einem Glossar erläutert werden. Insgesamt vermittelt sich mir hier ein Lebensgefühl in einer bestimmten Zeit.
Yellodog, @bücher.de 25. April 2025