Die Akte der Luisa de Agostini
NZZ-LIBRO, 2012
«Es ist eine schier unfassbare Geschichte, die Hardegger erzählt. Zürich war damals fortschrittlich. Das reichte aber nicht um die Betroffenen vor bürokratischer Härte zu schützen. Oder wie Hardegger es ausdrückt: „Die Idee, mit dem Sozialstaat ein Stück Sozialismus im Kleinen zu verwirklichen, von der viele Vormünder überzeugt gewesen sind, findet in ihren konkreten Handlungen kaum Niederschlag. (…) Gesellschaftliche Erwartungen, administrative Abläufe, Verwaltungsroutinen bestimen die tägliche Praxis, nicht idealistische Träume.»
(…) Beide Bücher (mitrezensiert: Herger/Looser: Zwischen Sehnsucht und Schande, Verlag Hier+Jetzt, 2012, UH) sind sehr zu empfehlen, weil sie plastisch zeigen, was zurückkehren könnte, wenn der Sozialstaat, wie wir ihn heute kennen, ausgehebelt wird: Armut wird zur ausweglosen Machtlosigkeit.»
SUSAN BOOS, WOZ, 17. Oktober 203.
«Der Erziehungswissenschaftler Urs Hardegger beschäftigt sich in einem sehr lesenswerten Buch mit der in Zürich geborenen Italienerin Luisa de Agostini, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts unter schwierigen Umständen aufwuchs.»
FABIAN BRÄNDLE, STRASSENMAGAZIN Taxi, (Nr. 108)
«Urs Hardegger verschafft uns mit seinem wissenschaftlich fundierten, aber doch leicht und äusserst spannend zu lesenden Buch eindringlich Einblick in die Alltags- und Existenznöte einer Zürcher Unterschichtsfamilie. Darüber hinaus leistet das Werk einen wertvollen Beitrag zur Schweizer Alltags-, Mentalitäts- und nicht zuletzt zur Fürsorgegeschichte, welche dringend einer Aufarbeitung bedarf.»
CORINNE HÜGLI, AZ AARGAUER ZEITUNG, Mai 2013
«Detailliert und chronologisch arbeitete der Autor das Verhältnis der Fürsorgeempfängerin Luisa Agostini – damals ein Kind von 9 Jahren – und der bürgerlichen Fürsorgerin Frau Vögeli auf. Dabei zeigt sich ein typisches Dilemma der Sozialpädagogik: Frau Vögeli will helfen, doch gleichzeitig kontrolliert und diszipliniert sie Luisa. Sowohl Kindeswohlgefährdung als auch die Gleichzeitigkeit von Hilfe und Kontrolle sind noch heute ein zentrales Problem der Sozialpädagogik.»
Prof. Dr. Catrin Heite, UZH News, 16.10.2012
«Der Erziehungswissenschafter Urs Hardegger hat die Fülle der Schriftstücke zusammengetragen und daraus eine Familiengeschichte über drei Generationen verfasst, an der die Ambivalenz der damaligen staatlichen Wohlfahrtspolitik exemplarisch aufgezeigt wird.»
Susanne Ellner, Neue Zürcher Zeitung vom 10. Dez. 2012
«Aufgrund der vielen Akten, die über diesen Fall erhalten geblieben sind, gelingt es dem Autor, eine lebendige und anschauliche, historisch aber trotzdem überzeugende Geschichte zu rekonstruieren, die weder naiv für das Opfer Partei ergreift, noch sich kritiklos auf auf die Seiten der staatlichen Instanzen schlägt.»
Dr. phil. Rebekka Horlacher, ph-Akzente 1/2013
«Mit der Aufarbeitung der Lebensgeschichte von Luisa De Agostini leistet Urs Hardegger einen fundierten Beitrag zur Schweizer Fürsorgegeschichte. Das Buch überzeugt durch wissenschaftliche Akkuratesse und ist zugleich durch seine leicht verständliche Sprache einer breiten Leserschaft zugänglich.»
Dr. phil. Michèle Hofmann, H Soz u Kult, Kommunikation und Fachinformation für Geschichtswissenschaften/ H-Net Reviews in the Humanties & Social Sciences, Februar 2013
«Die Geschichte führt mitten in den Alltag und die Mentalität der Zürcher Gesellschaft und politischen Auseinandersetzungen des 20. Jahrhunderts.»
Schweizerische Zeitschrift für Heilpädagogik, Jg. 19, 1/2013
«Hardeggers Werk stellt einen zentralen Beitrag für das Verständnis der Geschichte der Sozialpädagogik in der Schweiz dar. Neu ist, dass anhand einer Familiengeschichte die gesamte Dimension amtsvormundschaftlicher Ent-scheidung(smacht) verdeutlich wird. Hardegger gelingt es, die Ereignisse in der Familie De Agostini mit einer Vielzahl an wissenswerten Informationen zur Zürcher Lokalgeschichte zu verbinden. (..) Besonders hervorzuheben ist Hardeggers Bemühen, das Handeln der Fürsorgerinnen und Amtsvormünder im jeweili-gen Kontext verständlich zu machen: Vom Sinn und Zweck ihrer Arbeit überzeugt, hätten sie bis zur Erschöpfung gearbeitet und täglich in komplexen Entscheidungssituationen handeln müssen. Das Weltbild der Professionellen sei geprägt gewesen von der Vorstellung, Menschen könnten ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen und Verantwor-tung für die Umstände übernehmen, in denen sie lebten. In diesem Sinne wird auch Luisa „zum Objekt von politischen, religiösen und sittlichen Weltverbesserungsbemühungen, wird administrativ unterstützt, verwaltet, belehrt und diszipliniert.“ (S. 11) Die Möglichkeit der Selbstbestimmung und der Verantwortlichkeit für das eigene Schicksal aber, wird Luisa nicht zugestanden. Hardegger deckt diese Widersprüche auf, die zwischen pädagogischen Appellen, dem amtlichen Verwaltungsblick und Vorstellungen über Kindeswohl, Moral und Lebenswandel, festgesetzt durch die Vormundschaftsbehörde, entstehen. Dabei schafft Hardegger eine Dokumentation, die spannend wie ein Roman his-torische Themen des schweizerischen Wohlfahrtsstaats in ihrem Kontext erklärt und kritisch beleuchtet. »
Clara Bombach, Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW Departement Soziale Arbeit Forschung und Entwicklung